Subjektive Theorien (ST) Lehrender zu Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im Hochschulkontext*

Autor*innen: Antje Goller & Jana Markert

 

Abstract

Subjektive Theorien umfassen das Wissen, die (berufs-)biographische Prägung sowie den Wert- und Glaubenshorizont eines Menschen (Reusser & Pauli, 2014) und sind daher handlungsleitend (Epp, 2017). In der Bildungsforschung werden subjektive Theorien insbesondere von Lehrer:innen an Schulen untersucht (z.B. Kunze, 2004), primär in Bezug zu Unterrichtsstörungen, Unterrichtsplanung, Beobachtung und Beurteilung von Schüler:innen, Unterrichtstheorien und die Veränderung von subjektiven Theorien (Epp, 2017). Doch auch subjektive Theorien Lehrender an Hochschulen werden untersucht (z.B. Ulrich, 2013).

In diesem Beitrag werden subjektive Theorien Hochschullehrender zu Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (UNESCO, 2018) am Beispiel Lehrender der Fachdidaktik des Integrationsfachs „Wirtschaft-Technik-Haushalt/Soziales“ (WTH) beforscht. Als Integrationsfächer werden allgemeinbildende Schulfächer bezeichnet, deren Unterrichtsinhalte auf mehrere (i.d.R. zwei oder drei) unterschiedliche wissenschaftliche Fachdisziplinen Bezug nehmen (Friese, 2011). BNE wird beispielsweise durch die deutsche UNESCO-Kommission beschrieben als die Befähigung Lernender, „informierte Entscheidungen zu treffen und verantwortungsbewusst zum Schutz der Umwelt, für eine bestandsfähige Wirtschaft und einer gerechten Gesellschaft für aktuelle und zukünftige Generationen zu handeln […] Ihr Ziel/Zweck ist eine Transformation der Gesellschaft.“ (Deutsche UNESCO-Kommission, 2014, S. 12).

Die zentrale Fragestellung des Beitrags ist: Welche subjektiven Theorien von „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ haben Lehrende der Fachdidaktik eines Integrationsfachs?

Die Erhebung der subjektiven Theorien der in der Lehramts-Ausbildung tätigen Hochschullehrenden bettet sich in das Gesamtvorhaben, BNE in eine interdisziplinäre Fachdidaktik zu integrieren, ein. Aufgrund ihres handlungsleitenden Charakters, werden die subjektiven Theorien innerhalb des Gesamtvorhabens als zentraler Bestandteil einer Bestandsaufnahme verstanden. Diese soll zeigen inwiefern BNE am Lehrstuhl bereits umgesetzt wird und wo weitere Potentiale liegen. In Hinblick auf die Veränderbarkeit subjektiver Theorien können überdies geeignete Interventionen entwickelt werden.

Zur Erhebung der subjektiven Theorien fand eine zweiteilige Einzelbefragung nach Groeben und Scheele (2010) aller Lehrenden des Lehrstuhls WTH an der Universität Leipzig statt. Im ersten Interview wurde das Begriffsverständnis von „Nachhaltigkeit“, „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und „Bildung für nachhaltige Entwicklung im Hochschulkontext“ mittels leitfadengestütztem Interview erfragt. Etwa eine Woche später wurden die Aussagen der Lehrenden anhand der Struktur-Lege-Technik durch diese rekonstruiert und mit der Interviewerin besprochen. Beide Termine wurden videographiert. Zur Auswertung des Materials ist eine qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckarz (2016) in MAXQDA vorgesehen.

Die Ergebnisse der Erhebung werden zeigen, inwieweit Elemente der eigenen Biographie wie berufliche und persönliche Vorerfahrungen, die eigene fachliche Verortung sowie die eigene Zuversicht zukünftigen globalen Entwicklungen gegenüber („Faktor Hoffnung“ nach Grund & Brock, 2019) sich in subjektiven Theorien abbildet.

 

*Dieses Poster wurde im Rahmen des digitalen Jahres der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (digiGEBF21) eingereicht und ist bis zum 31.12.2022 an dieser Stelle verfügbar. Alle Rechte liegen bei den Verfasser*innen.