Open Access in der Berufsbildungsforschung*

Autor*innen:  Bodo Rödel, Laura Getz, Karin Langenkamp, Kerstin Taufenbach & Meike Weiland

Abstract

Der Beitrag führt kurz in die Thematik Open Access ein. Open Access meint den freien Zugang zu wissenschaftliche Fachpublikationen (kostenfrei, rechtlich abgesichert und mit einer einfachen Zugriffsmöglichkeit). Dabei ist herauszustellen, dass im STM-Bereich Open Access ein gut eingeführtes Publikationsmodell ist und dessen Vorteile weitestgehend anerkannt sind (vgl. Suber 2012). Im Gegensatz dazu scheinen die Geistes- und Sozialwissenschaften eine tendenziell größere Zurückhaltung an den Tag zu legen. Auch werden Open-Access-Bestrebungen in diesem Bereich immer wieder kritisch beurteilt.

Mit dieser Problematik setzt sich das Forschungsprojekt „Open Access in der Berufsbildungsforschung“ (www.bibb.de/oabbf) des Bundesinstituts für Berufsbildungsforschung (BIBB) auseinander. Das Projekt und seine Ergebnisse werden im Anschluss an die Einführung vorgestellt. Das Forschungsprojekt untersucht die technisch-strukturellen, politisch-normativen und wissenschaftssystem-immanenten Bedingungen, die die Akzeptanz, Verbreitung und Nutzung von Open Access aus der Perspektive der Autorinnen und Autoren im Gegenstandsbereich der Berufsbildungsforschung beeinflussen. In den Blick genommen wird auch das Spannungsfeld von Autorenschaft und Nutzung wissenschaftlicher Publikationen. Das Forschungsprojekt stützt sich dabei auf einen wissenschaftssoziologischen und medientheoretischen Hintergrund (vgl. Willke 1998, Lyotard 2015, Taubert/Weingart 2016).

Die empirische Fundierung des Forschungsprojekts basiert auf einer qualitativen Exploration durch Gruppendiskussionen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Berufsbildungsforschung. Dafür wurden vier strukturierte Gruppendiskussionen in Form von Fokusgruppen in Bonn, Köln, Hamburg und Paderborn mit jeweils fünf bis acht Teilnehmenden im zweiten Quartal 2019 durchgeführt. Alle Befragten hatten einen berufsbildungswissenschaftlichen Hintergrund. Die Zusammensetzung der Gruppendiskussionen erfolgte mit Personen, die über unterschiedlichen Status im Wissenschaftssystem verfügen. Der Diskussionsverlauf wurde thematisch durch einen Leitfaden mit offenen Fragen gesteuert. Dies ermöglichte den Teilnehmenden, ihre Sichtweise und ihre Erfahrungen einzubringen, während gleichzeitig sichergestellt wurde, dass die für das Forschungsprojekt wichtigen Aspekte angesprochen werden konnten.

Im Vorfeld der Diskussionen wurden zur Erstellung des Leitfadens theoretische Vorannahmen zu möglichen Hypothesen verdichtet: Identifiziert wurden mögliche Einflussfaktoren (Wissen, Fachkultur und Status) sowie Aspekte, die den Merkmalsraum beschreiben (Qualitätssicherung, rechtliche Bedingungen, Finanzierung, Reputation, Zugriffsmöglichkeiten, Nützlichkeit).

Die Auswertung der transkribierten Interviews orientierte sich an der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2015). Diese erlaubt es, im gewonnenen Datenmaterial verschiedene Schichten zu analysieren. Neben dem primären Inhalt können auch latente Inhalte durch Interpretationen erschlossen werden. Die Inhaltsanalyse ermöglicht zudem eine Quantifizierung, wie z. B. die Häufigkeit bestimmter Themen. Die Auswertung wurde mit Hilfe von MAXQDA durchgeführt. Auf die Exploration des Forschungsfeldes durch die Gruppendiskussionen folgte eine Onlinebefragung, die 2020 durchgeführt wurde.

Der Vortrag fast die Ergebnisse der Gruppendiskussionen zusammen und präsentiert außerdem Ergebnisse der Onlinebefragung. Da die Berufsbildungsforschung keine eigenständige Disziplin ist, sondern vielmehr eine Verbindung unterschiedlicher Bezugswissenschaften (vgl. Sloane 2006; Weiß 2008), ist zu vermuten, dass die Ergebnisse auch auf andere Wissenschaftsbereiche der Sozial- und Geisteswissenschaften zumindest partiell übertragbar sind und so zu einem Erkenntnisgewinn für die gesamten Sozial- und Geisteswissenschaften mit Blick auf Open Access beitragen.

*Dieser Beitrag wurde im Rahmen des digitalen Jahres der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (digiGEBF21) eingereicht und ist bis zum 31.12.2022 an dieser Stelle verfügbar. Alle Rechte liegen bei den Verfasser*innen.