Abstract
Lehrkräfte, die Freude an ihrem Beruf haben, unterstützen ihre Schüler*innen stärker und
beeinflussen dadurch auch deren Motivation (Frenzel et al., 2009) und Leistung (Fauth et al.,
2019) positiv. Motivierte Lehrkräfte sind zudem Vorbilder für Schüler*innen, können mit
schwierigen Situationen im Klassenzimmer umgehen und praktizieren innovativeren Unterricht
(Nurlu, 2015). Die vorliegende Studie untersucht die Konstrukte Enthusiasmus (für das
Unterrichten und Fachenthusiasmus) und Lehrerselbstwirksmkeit (allgemeine
Selbstwirksamkeit und Selbstwirksamkeit bezüglich Klassenfürhung) als prominente
Indikatoren der Lehrermotivation.
In bisheriger, variablenzentrierter Forschung zeigt sich ein positiver Zusammenhang zwischen
den genannten motivationalen Konstrukten (z. B. Burić & Moè, 2020; Holzberger et al., 2021).
In unserer personenzentrierten Forschung stellen wir die Frage, wie die motivationalen
Variablen innerhalb der Lehrkräfte auftreten. Sind selbstwirksame Lehrkräfte gleichzeitig
enthusiastisch in Bezug auf ihren Unterricht, oder gibt es Subgruppen von Lehrkräften mit
hohen Werten einer motivationalen Variable, aber niedrigen Werten einer anderen? Darüber
hinaus bsteht die Annahme, dass Lehrermotivation formbar ist (Kunter et al., 2013) und sich
über die Zeit weiterentwickelt. In unserer Studie untersuchen wir mit einem längsschnittlichen
Design die Berufseinstiegsphase, die immer wieder als sehr belastend beschrieben wird und
nicht selten mit einem Praxisschock assoziiert wird (z. B. Dicke et al., 2015). Um die
Herausforderungen der Übergangsphase zu bewältigen, ist es wichtig, kontextspezifische
Ressourcen als präventive Maßnahme zu identifizieren. Aufgrunddessen stellen wir die
folgenden Forschungsfragen:
Forschungsfrage I. Welche Arten von Motivationsprofilen werden am Ende des
Vorbereitungsdienstes beobachtet?
Forschungsfrage II. Wie verändern sich die Motivationsprofile bis zu zwei Jahre nach Eintritt
ins Berufsleben?
Forschungsfrage III. Wirkt die Ressource soziale Unterstützung durch Kolleg*innen puffernd
auf einen negative Motivationverlauf?
Die empirische Studie umfasst zwei Messzeitpunkte: Ende des Vorbereitungsdienstes (t1, n=
658) und zwei Jahre nach Berufseintritt (t2, n= 172).
Um die erste Forschungsfrage zu beantworten, wurden latente Profilanalysen berechnet, um
Subgruppen mit intra-individuellen Unterschieden in Lehrermotivationsprofilen zu
identifizieren. Wie sich die motivationalen Skalen schließlich im Zeitverlauf verändern wurde
mittels latent change score Analysen untersucht. Abschließend wurde die Kovariate soziale
Unterstützung durch Kolleg*innen aufgenommen um zu untersuchen, ob der Motiationsverlauf
beeinflusst wird.
Am Ende des Vorbereitungsdienstes zeigten sich quantitative Unterschiede in drei
Motivationsprofilen (niedrig, mittel und hochmotiviert). Positiv anzumerken ist, dass die
Mehrzeit der Teilnehmer*innen am Ende des Vorbereitungsdienstes hochmotiviert sind. Nur
sehr wenige (N = 6) weisen einen ungünstigen Profilverlauf auf. Zwei Jahre nach Berufseinstig
können keine signifikant voneinander trennbaren Profile identifiziert werden. Bei Betrachtung
der einzelnen Motivationsfacetten erfolgt eine signifikanter Anstieg nur für die Skala
Fachenthusiasmus, während eine Abnahme für Unterrichsenthusiasmus sowie
Selbstwirksamkeit bezüglich Klassenführung (Faktor Unterrichtsstörungen) zu finden ist.
Keine Veränderungen über die Zeit zeigen sich für allgemeine Selbstwirksamkeit und
Selbstwirksmeit bezüglich Klassenführung (Faktor Unterrichtsablauf). Die soziale
Unterstützung durch Kolleg*innen wirkt sich nicht auf die Veränderung der motivationalen
Skalen über die Zeit aus.
*Dieses Poster wurde im Rahmen des digitalen Jahres der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (digiGEBF21) eingereicht und ist bis zum 31.12.2022 an dieser Stelle verfügbar. Alle Rechte liegen bei den Verfasser*innen.