Herausforderungen der Implementierung sprachbildender Aspekte in die fachdidaktische Hochschullehre – Ergebnisse einer Interview-Studie zum Einsatz eines Lehr-Lern-Bausteins*

 

Autor*innen: Laura Rödel

 

Abstract

„Sprachliches und fachliches Lernen sind untrennbar miteinander verbunden“ (Becker-Mrotzek et al. 2013, S. 8; vgl. auch Lütke et al. 2017) – dies wird angehenden Lehrkräften heute bereits im Rahmen ihres Studiums vermittelt. Damit dieser Anspruch an das eigene (zukünftige) Unterrichten aber auch auf das je studierte Fach bezogen bzw. fachdidaktisch gefüllt werden kann, ist eine Integration des Themas Sprachbildung in die fachdidaktische Hochschullehre vonnöten und findet vielerorts schon statt (vgl. exempl. für die Humboldt-Universität zu Berlin Rödel et al. 2020). Hier stellt sich aus hochschuldidaktischer Sicht die Frage, vor welche Herausforderungen diese Aufgabe Dozierende der Fachdidaktiken stellt, insbesondere auch unter Pandemie-Bedingungen.

Im Projekt „Fachdidaktische Qualifizierung Inklusion angehender Lehrkräfte an der Humboldt-Universität zu Berlin“ (FDQI-HU) der Qualitätsoffensive Lehrerbildung wird Sprachbildung als immanenter Teil von Inklusion verstanden (vgl. Rödel und Lütke 2019). Im Rahmen des Projekts wurden inklusionsorientierte Lehr-Lern-Bausteine konzipiert, die sich an den Konstruktfacetten Adaptiver Lehrkompetenz (vgl. Beck et al. 2008; Schmitz 2017) orientieren, zentrale Themen des Inklusionsdiskurses beinhalten und „ein Angebot für die niederschwellige Implementierung in fachdidaktischen Hochschulveranstaltungen“ (vgl. Brodesser et al. 2020, S. 8) darstellen sollen. Einer der Bausteine befasst sich mit Inhalten und Konzepten der Sprachbildung (im Fach) und verbindet diese mit dem Thema Inklusion. Die Konzeption dieses Bausteins erfolgte in einem Team aus Vertreterinnen der Sprachbildung und Fachdidaktik-Dozierenden; seine Durchführung im Sommersemester 2018, Wintersemester 2018/19 sowie in einer digitalen Adaption im Wintersemester 2020/21 erfolgte durch die Dozierenden (vgl. ausführlich Rödel 2019; Rödel 2020).

Im Beitrag sollen Ergebnisse einer leitfadengestützten Interview-Studie im Anschluss an die Durchführungen 2018 und 2019 in den Fachdidaktiken Latein, Arbeitslehre, Englisch, Geschichte und Informatik (N=5) vorgestellt und zur Diskussion gestellt werden. Mit dem Ziel einer Annäherung an die oben formulierte Frage nach den damit verbundenen Herausforderungen für Dozierende ging die Studie u.a. den folgenden Fragen nach:

• Auf welche Weise können Lehrende der Fachdidaktik dabei unterstützt werden, sprachbildende Aspekte in ihre Lehrveranstaltungen aufzunehmen?
• Verstehen die Dozierenden Sprachbildung als immanenten Teil der fachdidaktischen Hochschullehre?
• Als wie herausfordernd bewerten die Dozierenden die Implementierung sprachbildender Aspekte in Lehrveranstaltungen der Fachdidaktiken?

Die Interviews wurden mithilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2016) ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen u.a., dass die Aufgabe der Implementierung sprachbildender Aspekte in die fachdidaktische Lehre von den Dozierenden im Allgemeinen als herausfordernd bewertet wird. Die Breite des Sprachbildungsverständnisses und der hergestellte Bezug zum eigenen Fach variieren. Liegen bereits Konzepte für eine fachintegrierte Sprachbildung in der jeweiligen Fachdidaktik vor, fällt die Implementierung jedoch deutlich leichter. Zudem konnten durch die Interviews weitere Faktoren bestimmt werden, die von den Dozierenden als unterstützend, aber auch solche, die als hinderlich wahrgenommen werden.

Seit 2019 richtet das Projekt FDQI-HU seinen Fokus auf MINT-Fächer, vertreten durch die Fachdidaktiken Mathematik, Physik und Biologie. Mit Beginn der Corona-Pandemie musste, wie überall ad hoc, der bisherige Sprachbildungsbaustein in ein digitales Format transferiert werden, was zu neuen Herausforderungen und auch Unsicherheiten auf Seiten der Dozierenden geführt hat. Aus diesem Grund wurde der Einsatz des digitalen Bausteins im Anschluss an das Wintersemester 2020/21 projektintern reflektiert und der Baustein wird aktuell auf dieser Basis für ein Blended-Learning-Format überarbeitet. Auch hierzu sollen im Rahmen des Vortrags Einblicke gegeben werden.

 

*Dieser Beitrag wurde im Rahmen des digitalen Jahres der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (digiGEBF21) eingereicht und ist bis zum 31.12.2022 an dieser Stelle verfügbar. Alle Rechte liegen bei den Verfasser*innen.