Förderung epistemischer Kognition in Lernumgebungen für angehende Politiklehrkräfte*

Autor*innen: Marcus Kindlinger

Abstract

In den letzten Jahres wurde das Denken von Lehrkräften verstärkt mit prozessbezogenen Modellen der epistemischen Kognition (Epistemic Cognition) untersucht (Barnes, Fives, Mabrouk-Hattab & SaizdeLaMora, 2020; Buehl & Fives, 2016; Lunn Brownlee, Ferguson & Ryan, 2017). Der sozialwissenschaftliche Unterricht stellt dabei besondere Anforderungen an das epistemische Denken von angehenden Lehrkräften, insbesondere mit Blick auf Fragen der Kontroversität:

Welche Themen sollten im Unterricht auf welche Weise kontrovers behandelt werden (Hand, 2008; Yacek, 2018)?

Wie können unterschiedlich qualifizierte Positionen kontrovers diskutiert werden, ohne Differenzierungen zu überdecken?

An welchen Stellen und unter welchen Umständen sollten Lehrkräfte in Diskussionen eingreifen (Besand, 2020; May, 2016)?

In Form von „reiferen“ epistemologischen Überzeugungen sind bestimmte Ausprägungen epistemischen Denkens bereits im Professionalitätsmodell „Professionelle Kompetenz von Politiklehrer/-innen“ als Teil der Professionalität von Lehrkräften in den Sozialwissenschaften verankert (Weschenfelder, 2014). Allerdings bleibt unklar, welche Rolle epistemisches Denken im Verständnis von Unterricht und von fachdidaktischen Prinzipien bei sozialwissenschaftlichen Lehrkräften einnimmt. Ebenso ungeklärt ist, wie die universitäre Lehrkräftebildung gewünschte Prozesse anbahnen und fördern kann.

Angegliedert an das Verbundprojekt „Lernen mit Animationsfilmen realer Szenen sozialwissenschaftlicher Unterrichtsfächer“ (LArS) der Universitäten Dortmund, Duisburg-Essen und Wuppertal untersuche ich, wie Studierende in der Auseinandersetzung mit Unterrichtsvignetten, die fachdidaktisch herausfordernde Situationen darstellten, Deutungen vornehmen und Handlungsmöglichkeiten generieren. Im Zentrum meines Interesses steht dabei das Verständnis von Kontroversität im sozialwissenschaftlichen Unterricht. Im methodologischen Ansatz des design-based research und mithilfe kontextbezogener Modelle epistemischer Kognition (Barzilai & Chinn, 2018; Chinn, Rinehart & Buckland, 2014) suche ich dabei nach Möglichkeiten, situativ begründetes epistemisches Denken in videovignettenbasierten Lernangeboten zu fördern.

*Dieses Poster wurde im Rahmen des digitalen Jahres der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (digiGEBF21) eingereicht und ist bis zum 31.12.2022 an dieser Stelle verfügbar. Alle Rechte liegen bei den Verfasser*innen.